Helge Stroemer (Text, Audio, Fotos)
Audio - Künstlerort Dangast. Interviews mit Karl-August Tapken (Kunstunterstützer, Gaststättenbesitzer), Frank Klimmeck (Mitinitiator Kunstpfad) und Konstanze Radziwill (Tochter des Malers Franz
Radziwill).
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Rund um den Granit-Phallus des Künstlers Eckhard Grenzer spielen Kinder am Strand, als wäre ein riesiger Penis das Normalste auf der Welt. Moderne und provozierende Kunst kennt Dangast. Das hat
hier Tradition.
Expressionisten wie Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein von der Künstlergruppe „Brücke“ entdeckten den Fischerort am Jadebusen für sich.
Die Brücke-Maler liebten die unberührte Natur an der Nordseeküste. Über 300 Kunstwerke entstanden in Dangast.
Von 1907 bis 1912 wurde der Küstenort immer wieder von den Dresdener Künstlern besucht. Die Brücke-Maler in Dangast haben europäische Kunstgeschichte geschrieben.
Der Maler Franz Radziwill (1895 - 1983) lebte und malte 60 Jahre lang bis zu seinem Tod hier. Karl Schmidt-Rottluff, mit dem er befreundet war, hatte ihm den Tipp gegeben.
Heute ist Radziwills Wohnhaus mit dem Atelier ein Museum.
Auf dem „Kunstpfad“ können sich Besucher auf die Spuren der Maler begeben. Auf 19 Bildtafeln, die über den ganzen Ort verteilt sind, wird das Schaffen der Künstler dokumentiert. Die Tafeln stehen an der Stelle, an der ursprünglich die Staffelei des Künstlers stand. Dazu sind Texte über den jeweiligen Künstler und das Motiv angebracht worden.
Viele Bildtafeln gruppieren sich um das "Alte Kurhaus". Der Name hört sich langweiliger an, als das Café und Restaurant ist. Der Besitzer des Lokals, Karl-August Tapken, unterstützte viele
Jahrzehnte Kunst und Künstler.
So startete der Bildhauer und Maler Anatol Herzfeld, ein Schüler von Joseph Beuys, Anfang der 70er Jahre die ersten Kunstaktionen in Dangast - und Beuys war bei einigen dabei. Mehr als ein
Jahrzehnt lang trafen sich von 1975 bis Ende der 80er-Jahre im Kurhaus Dangast die Künstler.
Die wilden Kunstaktionszeiten mit Beuys und Anatol sind vorbei. Die Anziehungskraft als lebendiger Künstlerort hat Dangast jedoch nicht verloren. Heute ist der Dangaster Strand ein
Freilichtmuseum mit Werken von Bildhauern wie Anatol Herzfeld, Butjatha und Eckart Grenzer.