Anna Nezhnaya - Down the Rabbit Hole

Ob Neon oder Öl - die in Berlin lebende Künstlerin Anna Nezhnaya will sich nicht an ein Ausdrucksmittel binden. Was bei ihren Arbeiten aber immer im Zentrum steht, ist die Transformationen des Weiblichen.

Von Guido Walter, kunstStory, 29.12.2021

Anna Nezhnaya, Künstlerin, Berlin, kunstStory

Das Kaninchen leuchtet in Neon. Wer genauer hinsieht, erkennt die Gestalt einer Frau, Extremitäten, Brüste, Vagina. Die Arbeit steht im Zentrum der Ausstellung „Down the Rabbit Hole“ von Anna Nezhnaya in der ForA Gallery in Berlin.

Die in der Hauptstadt lebende russische Künstlerin greift in ihren Werken zeitgenössische Trends und Motive auf und bindet sich nicht an ein Ausdrucksmittel. In „Down the Rabbit Hole“ zeigt Nezhnaya deshalb sowohl gemalte Bilder als auch modellierte Neon-Objekte.
Der Titel der Ausstellung spielt auf einen Klassiker der Literatur an: Alice im Wunderland von Lewis Carroll. Darin stolpert ein Mädchen in einen Kaninchenbau und findet sich in einer Fantasiewelt wieder.

Es ist wohl kein Zufall, dass seit der Pandemie sich eine stetig wachsende Zahl von Künstlern und Künstlerinnen dem Literaturklassiker zuwendet. „Dahinter steckt der Wunsch, der Pandemie wie Alice im Wunderland zu entkommen“, sagt Anna Nezhnaya.

Doch das Portal zur imaginären Traumwelt ist gut versteckt, was dem Betrachter bleibt, ist die Entdeckung der Magie, die in der Kunst verborgen liegt. „Ich bin davon überzeugt, dass gerade in diesen Zeiten viele Menschen Magie und Inspiration suchen“, sagt Nezhnaya. „Es ist eine schwierige Zeit, eine Zeit der Einsamkeit. Ein dankbarer Weg, dieser Situation zu entkommen, ist das Reich der Fantasie.“

Metapher der modernen Femme Fatale

Anna Nezhnaya, Künstlerin, Berlin, Ausstellung, kunstStory

„Down the Rabbit Hole“ ist eine Metapher auf ein schwierigen Situation, aber für Anna auch eine Umkehrung von Gustave Courbets Gemälde „Der Ursprung der Welt“, das die Nahsicht der Vulva einer liegenden, nackten Frau mit gespreizten Schenkeln zeigt. Der Rest des Körpers ist, mit Ausnahme des Bauches und einer Brust mit Brustwarze, nicht zu sehen. „Das Bild zeigt eine Frau als Quelle eines zukünftigen Universums“, sagt Anna Nezhnaya. Wer sich das Neon-Kaninchen auf den Kopf gestellt ansieht, wird die Analogie entdecken.

 

Die Transformationen des Weiblichen interessiert Nezhnaya, die groteske Metapher der modernen Femme Fatale mit ihren inneren Dämonen, ihrer Idealisierung und Sexualität.

Die Künstlerin schöpft aus einem Fundus, der auf die Metamorphosen des Ovid bis zu James Joyces Ulysses und eben Lewis Carroll zurückgreift und digitale Technologie mitdenkt: „Ich finde es interessant zu beobachten, wie sich heutzutage die reale Welt mit der virtuellen vermischt“.

Arbeiten als gemeinsames Werk

Anna Nezhnaya, Künstlerin, Berlin, ForA Gallery, kunstStory

Bevor sie ihre Neonarbeiten anfertigt, zeichnet Nezhnaya die Modelle per Hand in einer App auf ihrem iPhone vor - die endgültige Umsetzung hält aber stets Überraschungen bereit, die sie als inspirierend empfindet.

 „Down the Rabbit Hole“ ist nicht die erste Einzelausstellung von Anna Nezhnaya, aber die vielleicht wichtigste.
„Für mich ist das ein großer Schritt vorwärts, weil ich trotz der Hinwendung auf verschiedene Techniken alle meine Arbeiten als gemeinsames Werk betrachte. Das Medium und das Material spielt dabei keine Rolle.“

 

 

Ausstellung:

ForA Gallery in Berlin


Opening hours: Wed – Sat 12.00 – 18.00 and by appointment,


Marburger Strasse, 3. 10789 Berlin

 

 

Fotos: Guido Walter, Nikola Markovic PhD